Wie kürzlich auf der 52. Tagung 2023 der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft berichtet wurde, tragen Kosmetika maßgeblich dazu bei, dass die Umwelt stark belastet wird. Zum einen sind es dabei die Verpackungen, in denen Cremes & Co angeboten werden. Durch den Abbau von derartigem Plastik wird ein hoher Anteil an Methan in unsere Atmosphäre freigesetzt, was den gefährlichen Treibhauseffekt gefährlich vorantreibt.
Zudem stecken im Plastik viele Inhaltsstoffe, die mit anderen Stoffen in der Umwelt möglicherweise krankheitsverursachende Verbindungen eingehen. Nicht ohne Grund steigt seit Jahren die Zahl von Erkrankungen wie Krebs, Übergewicht oder Störungen in der Fruchtbarkeit und Entwicklung von uns Menschen.
Vor diesem Hintergrund sei es unter anderem wichtig, dass auch bei den Produktproben, die in der Kosmetikbranche immer noch gern verteilt werden, ein Umdenken in Richtung weniger Verpackungsmüll erfolgen muss. Zum anderen sind es aber auch zahlreiche Kosmetik-Inhaltsstoffe wie beispielsweise Mikroplastik-Partikel, Vaseline, Paraffine oder UV-Filter, die nach Gebrauch unweigerlich beim Baden oder Duschen in den Kreislauf unseres Wassers und damit in unsere Umwelt gelangen.
Auch die Tiere leiden stark darunter und letztlich über die Nahrungskette auch wir Menschen. Eine Analyse von Blut- und Muttermilchproben aus dem Jahr 2022 ergab: Mindestens 80 % der Neugeborenen hatten bereits den Kunststoff PET (Polyethylenterephthalat) in ihrem Blut und in über
70 % der Muttermilchproben ließen sich Mikroplastik-Partikel nachweisen!
Zahlreiche Inhaltsstoffe in Kosmetika sind auf dem ersten Blick für uns Menschen besonders gut verträglich, da sie nicht allergieauslösend sind und zu einem angenehmen Hautgefühl beitragen. Entsprechend verwendete Silikone haben jedoch den Nachteil, dass sie eine nachhaltige Lebensweise keinesfalls unterstützen, weil ihr Abbau in der Natur kaum beziehungsweise nur langsam erfolgt. Bei einigen anderen Stoffen, die für die Kosmetik angewendet werden, gibt es weitere Probleme: Bereits bei ihrer Herstellung kommt es zur Entstehung von Begleitstoffen, die ebenfalls in die Umwelt geleitet werden, so etwa bei dem Weichmacher und Feuchthaltemittel Polyethylenglykol (PEG).
Erste umwelt- und damit auch gesundheitsverträgliche Alternativen, denen als Basis nicht Mineralöle, sondern nachwachsende Rohstoffe zugrundeliegen, stehen bereits zur Verfügung und könnten vermehrt eingesetzt werden. Auf der Suche nach alternativem Verpackungsmaterial für Kosmetika sieht die Industrie jedoch noch hohen Forschungsbedarf.
Weiß, M.
Vor allem Kosmetika müssen aufholen
Medical Tribune
5/2023